Der Herbst des Lebens strahlte…
…innerlich wie äußerlich beim Kreisseniorentag – Dreieinhalbstündiges Fitness-Programm in der Minneburghalle
Neckargerach. Jung und Alt –das wird gern in einem Atemzug genannt, um das Miteinanderder Generationen in ein gutes Licht zu rücken. Beim Kreisseniorentag war es Programm –und zwar von Anfang an. Denn die Geigengruppe der Grundschule Neckargerach (Leitung: Susanne Schneider) eröffnete diese Veranstaltung im Rahmen der Neckar-Odenwald-Tageso frisch wie witzig. Bezug nehmend auf die Jahreszeit wie den Lebensabschnitt „malten“ gut zwei Dutzend Mädchen und Jungen mit Noten und Worten ein farbenfrohes Bild vom „Herbst des Lebens“. Die so Gemeinten dankten es mit viel Applaus.
Rund 300 Senioren und Seniorinnen, von Bürgermeister Norman Link in Anspielung auf die südliche Lage Neckargerachs im Landkreis als „Señores und Señoritas“ in der Minneburghalle begrüßt, waren der Einladung des Kreisseniorenrats gefolgt, genossen Kaffee und Kuchen (der Kreislandfrauen), Sportliches und Schönes, Informatives und Humorvolles. Letzteres war insbesondere Aufgabe von Heidrun Eyermann, die als „Schorsch von Obriche“ immer mal wieder mundartlich dazwischenfuhr, wenn er etwas nicht verstand oder fand. Jung und Alt, das verriet Bürgermeister Link den Gästen, dieses Wortpaar bekommt in Guttenbach bald eine eigene Bedeutung, wird doch die dort aufgegebene Grundschule zu einer Tagespflegeeinrichtung für ältere Menschen.
Die Schirmherrschaft über den Kreisseniorentag hatte auch in diesem Jahr Landrat Dr. Achim Brötel übernommen. Neben Dank und Bewunderung für das ehrenamtliche Engagement der vielen „rüstigen Aktivposten“ im NOK zählte er auf, was aktuell im Landkreis (auch) für die älteren Mitbürger unternommen werde. Mehr Mobilität durch mehr ÖPNV-Kilometer, eine neue App, die „Mobile Retter“ mobilisiert, und das Projekt „Rettungsdose“ waren seine Stichpunkte. Für Letzteres, eine auffällige Dose mit wichtigen (Gesundheits)informationen, fiel in der Minneburghalle der Startschuss. Dr. Harald Genzwürker, ärztlicher Leiter der Neckar-Odenwald-Kliniken, und Bernd Ebert, Vorsitzender des Kreisseniorenrats, stellten sie zusammen mit Dr. Brötel vor.
Eine solche Dose benötigen die möglicherweise nicht, die „körperlich und geistig fit bis ins hohe Alter“ sind. So hatte Dr. phil. Christoph Rott seinen Vortrag überschrieben. Der Psychologe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg. „Die Älteren (65+) haben immer mehr Lebenszeit vor sich“, wisse die Statistik. „Aber sind die zusätzlichen auch gute Lebensjahre“, fragte der Altersforscher und wies auf die Lücke zwischen der Gesamtlebenserwartung und solcher in Gesundheit hin. „Die wenigsten sterben schnell und fit.“ Geistige wie körperliche Fitness aber, um sein Leben bis ins hohe Alter selbstständig gestalten zu können, lasse sich ermitteln und fördern, fuhr Rott weiter. Ein entscheidender Schlüssel ist seiner Erfahrung und seinen Studien nach Bewegung.
Bitte sehr: Bewegung war beim Kreisseniorentag geboten. Ursula Fuchs, Leiterin der Seniorengymnastik Neckargerach, zeigte nicht nur auf der Bühne, wie das in ihrer Gruppe funktioniert, sondern stiftete den ganzen Saal zum Mitmachen an. Was in jungen, gelenkigen Jahren möglich ist und die Zuschauer begeisterte, war die Darbietung dreier Mädchen der Sportgymnastikgruppe des TV Mosbach mit Keulen und Bällen. Nicht weniger eindrucksvoll war, was die Tänzerinnen der Ballettschule Holzschuh aus dem „Schwanensee“ vorführten sowie eine mitreißendeStepptanz-Nummer.
Jung und Alt: „Auguste“ ist zwar ein altmodischer Name, doch verbergen sich dahinter junge singende und musizierende Ensembles des Auguste-Pattberg-Gymnasiums. Von Susanne Hanke und Patrick Bach zum Mitsingen animiert erklangen in der Minneburghalle zunächst drei Volkslieder aus aller Munde, bevor mit dem „Badnerlied“ ein krönender Schlusspunkt hinter ein Programm gesetzt wurde, das allerlei an körperlicher und geistiger Fitness forderte. Skeptisch blieb ob der vielen Tipps und Anregungen Schorsch, der nicht glauben konnte, dass eine Dose im Kühlschrank Leben retten könne. Seine aus der Vorvätergeneration stammende Lebensweisheit war eindeutig simpler: „Ess warm, trink kalt, dann wirsch hunnert Joar alt.“